Seit der Einführung der generellen Verfügbarkeit (General Availability = GA) von Googles .APP Domains nimmt die Anzahl registrierter Namen mit der neuen Endung richtig Fahrt auf. Bereits am zweiten Tag der GA, also am 10.05.18, konnten bereits über 150.000 registrierte Domainnamen verzeichnet werden. Aktuell sind es knapp 170.000, die meisten davon (über 57.000) wurden bei GoDaddy registriert.
Manch einer in der Domaining-Branche fühlt sich an die Einführung der .MOBI Domainendung von vor 12 Jahren erinnert und fragt bereits: „Ist .APP ist das neue .MOBI?„. Damals war der Hype bei der Einführung ähnlich groß wie diesmal beim Start der .APP Endung. Selbst der „Domain King“ Rick Schwartz hatte damals 200.000 US-Dollar mit der Domain flowers.mobi in den Sand gesetzt („The REAL story behind the flowers.mobi purchase„). Die Endung .MOBI war 2006 angetreten, um Webseiten zu repräsentieren, die ausschließlich für mobile Endgeräte optimiert sind. Schon damals war u.a. Goolge (neben Microsoft, T-Mobile, Nokia, Samsung…) an der Einführung beteiligt, indem diese Unternehmen die Registry (dotMobi Ltd.) finanzierten. Wie wir heute wissen, erwies sich die Endung als Flop. Sie existiert zwar noch, aber die insgesamt rund 449.336 registrierten .MOBI Domains fristen ein langweiliges Dasein. Die meisten dieser verbliebenen Domains leiten auf die Hauptseiten (also die .com oder .de oder .net Domains) der Registranten weiter. Nicht zuletzt auch deswegen, weil mittlerweile sämtliche mobilen Endgeräte (Smartphones, Tablets) nicht mehr auf speziell optimierte Webseiten angewiesen sind. Dank neuer Technologien, die unter dem Begriff Responsive Design zusammengefasst werden (HTML5, CSS3), bedarf es keiner extra erstellen Webseiten mehr. Somit ist auch das Alleinstellungsmerkmal von .MOBI zu allen anderen Top-Level-Domains nicht mehr vorhanden.

Ob nun „APP“ das neue „MOBI“ wird oder nicht, lässt sich heute noch nicht voraussagen, wir müssen abwarten und werden sehen, wie sich Verkäufe auf dem Domain-Aftermarkt entwickeln. Dazu müssen aber auch erst einmal alle großen Verkaufsplattformen wie Afternic und SEDO ihre Webseiten entsprechend anpassen, sodass es dort möglich ist, .APP Domains zu listen und zu handeln.

Domain Handelsplattformen

Auf GoDaddy’s Domain-Marktplatz Afternic lassen sich bereits seit zwei Tagen .APP Domainnamen listen. Auf Frank Schilling’s Uniregistry Markplatz ist es ebenfalls schon möglich. Bei Sedo ist allerdings noch etwas Gedult gefragt, spätestens nächste Woche soll es aber auch dort möglich sein, .APP Domains zum Verkauf anzubieten.

Hi! Wir sind sehr zuversichtlich, dass das nächste Woche live geht. Hier erfährst du es auf jeden Fall als Erstes!

— SedoDE (@SedoDE) May 11, 2018

Lohnt sich ein Investment in .APP Domains?

Aus Domainer-Sicht wäre es sicherlich ein Fehler, die .APP Einführung zu ignorieren und nicht zumindest in ein paar Domains zu investieren. Vor allem auch, da Google im Vergleich zu anderen Registrierungsbehörden, die ebenfalls neue Endungen (ngTLDs) verwalten, auch wirklich vernünftige Preise für die jährliche Registrierungsgebühr („RegFee“) aufruft! Im direkten Vergleich denke ich da gerade an die Endungen .CAR und .CARS. Während das RegFee für eine Standard .APP Domain (keine Premiumdomain) rund 17 EUR beträgt, beläuft sich das RegFee für eine Standard .CAR Domain (ebenfalls keine Premiumdomain) auf über 2.400 EUR! Das schlägt sich natürlich auf die Registrierungszahlen und schließlich den Erfolg nieder. Aktuell gibt es lediglich 664 registrierte Domainnamen von beiden (!) Endungen .CAR und .CARS! Offiziell verfügbar sind beide Endungen übrigens schon über 2 Jahre (Januar 2016)…

Vergleich des Standard RegFees zwischen .APP und .CAR:

Im schlimmsten Fall, wenn schon bald absehbar wäre, dass sich .APP Domains nicht in die gewünschte Richtung entwickeln bzw. gar nicht auf dem Domain-Aftermarkt angenommen würden, hätte man einen Verlust von „nur“ 17 EUR (pro Domain) – falls man den Namen nach einem Jahr nicht mehr verlängert. Bei einer .CAR Domain wäre der Verlust schon eine andere Liga. Zugegebenermaßen, natürlich noch nichts im Vergleich mit dem oben erwähnten Investitionsverlust von Rick Schwartz‘ flower.mobi. Aber solche Verluste können vorkommen – und passieren auch den Besten, wie man gesehen hat. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten und bei seinen Investitionsbeträgen berücksichtigen!

Meine Investments in Domains mit Endungen die neu auf den Markt kommen (und die ich nicht als Langzeitinvestment sehe), rechne ich immer über einen Zeitraum von drei Jahren. Als Beispiel: ErsteHilfe.app kostet mich pro Jahr das Standard RegFee von umgerechnet 16.89 EUR (gehostet bei 101Domain.com). Nach drei Jahren werden es 51 EUR sein (Wechselkursentwicklung zwischen EUR und USD mal nicht betrachtet), die ich für die jährliche Registrierungsgebühr ausgegeben habe. Wenn kurz vor Ablauf des dritten Jahres klar ist, welche Richtung die Entwicklung nach einem etwas längeren Zeitraum eingeschlagen hat, entscheide ich, ob ich die Domain verlängern werde oder ob ich sie auslaufen lasse. Im schlimmsten Fall könnte ich also einen Verlust von 51 EUR erleiden. Dies wiederum hochgerechnet auf alle meine (bisher) registrierten .APP Domainnamen, wäre es ein Gesamtverlust von rund 350 EUR. Sicherlich viel Geld, aber aus meiner Sicht zu verschmerzen. Zudem gehe ich davon aus, dass einige meiner anderen Domainverkäufe dieses Investment querfinanzieren. Sollten die „Apps“ allerdings ein Renner werden (was wir natürlich alle hoffen), bin ich zumindest auf den Zug aufgesprungen.7

Beitragsbild: .APPdate