Dieser Beitrag handelt von einem deutschen „Domaininvestor“, der den Wert eines seiner Domains nicht vernünftig schätzen konnte/wollte; für eine Preisanfrage eines Interessenten (eigentlich das Beste, was einem Domaininvestor hinsichtlich maximalem Verkaufspreis passieren kann) eine viel zu utopische Preisvorstellung aufrief und dafür am Ende die Quittung bekam. Anstatt durch geschickte Verhandlungen die Domain für einen realistischen Preis im mittleren vierstelligen Bereich an den Kaufinteressenten zu veräußern, ging er am Ende mit Verlust aus dem Deal. Dabei hätte er sich sogar damit rühmen können, die Domain an ein Domain-Industrie Urgestein verkauft zu haben… Doch von vorn:
Am Samstag, den 7. April 2018, veröffentlichte Michael Sumner, CEO von NameBio, in seinem täglichen Domain-Marktreport, dass der Top-Verkauf des Tages die Domain DomainAcademy.com war. Als Absolvent von Michael Cygers DNAcademy.com wurde ich da hellhörig und las mir den Report genauer durch, natürlich in der Hoffnung, einige weitere Details dazu zu erfahren. Schließlich sind DNAcademy und DomainAcademy ja praktisch Synonyme. Im Marktreport stand aber lediglich, dass der Verkauf über eine NameJet-Auktion erfolgte, nachdem es zur Auktion kam, da die Domain vom Eigentümer nicht verlängert wurde, sowie dass der Käufer rund 5,100 US-Dollar (~ 4.100 EUR) für DomainAcademy.com zahlte.
Auf dem Twitter-Account von Namebio, wo der Link zum Bericht ebenfalls veröffentlicht wurde, gab es bereits eine Diskussion zu diesem Verkauf. Jemand sprach sogar direkt Michael Cyger an, der prompt mit den Worten: „Wow. Someone waaaay overpaid“ (auf Deutsch etwa: Jemand bezahlte viel mehr als der Name wert ist) antwortete.
Wow. Someone waaaay overpaid. 🤔
— Michael Cyger (@MichaelCyger) April 8, 2018
Nach dieser Aussage wollte ich es genauer wissen und mehr über die Hintergründe erfahren. Einmal über den Verkauf selbst und natürlich – durch Mikes Aussage in dem Tweet – was er damit meinte und ob er selbst darüber nachdachte DomainAcademy.com zu erwerben. Daher nahm ich nun Kontakt zu Mike auf, stellte ihm meine Fragen und wollte wissen, was er als Domain-Industrie „Urgestein“ und CEO von DNAcademy.com zu dem Kauf zu sagen hat.
Neuer Eigentümer
Michael antwortete promt und die Überraschung bei mir war groß, als er mir mitteilte, dass er der Käufer von DomainAcademy.com ist!
Den Kommentar im Tweet mit dem leicht irreführenden Smiley hat er absichtlich so abgesetzt, um die Aufmerksamkeit auf dieses Domain hoch zu halten. Er wollte sich solange nicht zu dem Kauf äußern, bis die Transaktion abgeschlossen ist und die Domain auf seinen Namen läuft. Mittlerweile ist dies geschehen und DomainAcademy.com leitet auf DNAcademy.com weiter.
Weiterhin teilte er mir mit, dass er eigentlich überhaupt nicht soviel Geld für den Namen ausgeben wollte. Er war schon drauf und dran, dem zweithöchsten Bieter in der Auktion (welcher 5,000 US-Dollar geboten hat) die Domain zu überlassen und ihm zu seiner Investition zu gratulieren. Zum Glück überlegte er es sich kurz vor Auktionsende doch noch anders – und gewann schließlich mit einem finalen Gebot von den genannten 5,100 US-Dollar. Der Grund, warum er sich doch noch für den Kauf entschieden hatte, ist von strategischer Natur. Der Name passt einfach viel zu gut auf seine „Domain Academy“ und zu DNAcademy.com als das ihn jemand anderes für seine Zwecke verwendet und evtl. Mike Konkurenz macht.
„At the end of the day, I decided to purchase it for defensive purposes.“ (Michael Cyger)
Kaufinteresse und Verhandlungen bereits 2017
Mike gab mir freundlicherweise noch einige Hintergrundinformationen rund um den Erwerb des Namens. Dabei bewieß der Vorbesitzer des Domains ein sehr unglückliches Händchen (vielleicht ist auch „Gier“ das bessere Wort?) und hat letztendlich auch die Quittung für seine utopische Preisvorstellung bekommen.
Bereits im Sommer 2017 versuchte Mike nämlich die Domain vom damaligen Besitzer (einer Person mit Wohnsitz in Deutschland) regulär zu erwerben, da sie über eine Sedo-Angebotsseite zum Verkauf gelistet war. Er leitete die Verhandlungen mit einem Initial-Angebot von rund 591 US-Dollar (damals ca. 530 EUR) ein, die er bereit wäre zu zahlen. Diese, so genannten „Inbound Inquiries“ sind im Grunde das Beste, was einem Domaininvestor für seine Domains passieren kann. Dabei handelt es sich bei den Interessenten meist um Endkunden (wie auch in diesem Fall), was wiederum bedeutet, dass man durch Verhandlungsgeschick den höchstmöglichen Verkaufspreis aushandeln kann – vorausgesetzt, man kennt den Wert des Domains bzw. weiß, wie man ihn ermitteln kann.
Der Eigentümer antwortete Mike auch. Allerdings mit einer Preisvorstellung, welche er bei 35.000 EUR (damals ca. 41,000 US-Dollar) als Verhandlungsbasis für die Domain gesehen hat! Somit stand also ein 591 US-Dollar Angebot gegenüber einer 41,000 US-Dollar Preisvorstellung. Michael Cyger antwortete nun mit einem höheren Gegenangebot von diesmal 691 US-Dollar (damals ca. 620 EUR). Der Verkäufer schien aber in keinem Fall bereit auf derart niedrige Angebote einzugehen und brach die Verhandlungen ohne weiteres Entgegenkommen ab bzw. antwortete nicht mehr. Somit kam der Domainverkauf an dieser Stelle zum Stillstand.
Realistische Bewertung
Als eines von mehreren Tools und Möglichkeiten, die man alle zusammen aggregiert für die Wertermittlung eines .com Domainnamens heranziehen sollte, gilt Estibot. Eine Estibot-Bewertung bietet einen schnellen Überblick über den groben Wert eines .com Domainnamens. Schauen wir uns also einmal den ermittelten Wert für DomainAcademy.com an, den auch der Verkäufer schnell und ohne Zusatzkosten hätte herausfinden können:
Damit ist klar, dass eine Preisvorstellung von 41,000 US-Dollar des Verkäufers viel zu hoch ist.
Wie es zur Auktion kam
Mike wäre durchaus bereit gewesen einen höheren Preis als die angebotenen 691 US-Dollar zu zahlen. Letztendlich hat er ja die NameJet-Auktion mit dem Gebot von 5,100 US-Dollar gewonnen. Vergleichen wir das Gebot mit der Estibot-Bewertung (Screenshot oben), ist das letztendlich ein realistischer Preis für die Domain, welcher von Mike gezahlt wurde. Das wusste/weiß Mike natürlich auch, er ist ja nicht erst seit gestern im Geschäft… Mit einer realistischen Bewertung und demnach auch einen angepassten, vernünftigen VHB-Preis hätte der Verkäufer DomainAcademy.com auch schon im Sommer 2017 direkt an Mike verkaufen können. Doch es kam ganz anders… denn die Domain wurde Anfang 2018 vom Inhaber nicht mehr verlängert. Leider habe ich keine Informationen darüber in Erfahrung bringen können, warum der deutsche Eigentümer des Domainnamens ihn nicht mehr verlängert hat. Was aber sicher ist (da er die Domain mehrere Jahre registriert hatte): Anstatt auch nur 1 Cent Gewinn zu machen (ganz zu schweigen von seiner 35.000 EUR Preisvorstellung) hat er am Ende mit der Domain einen Verlust eingefahren. Da lt. historischen Daten die Domain auch schon vor dem deutschen Besitzer registriert war, ist anzunehmen, dass er sie ebenfalls von einem Vorbesitzer gekauft hat. Allerdings finden sich bei Namebio keine Verkäufe, außer dem Aktuellen, daher ist diese Information nicht gesichert.
Da DomainAcademy.com nicht verlängert wurde, kam sie Anfang des Jahres in den Status „Pending Delete“ (weitere Informationen dazu). Auch daraufhin wurde der Name nicht mehr verlängert (obwohl der Eigentümer mehrere Emails bekommen haben muss). Schließlich gelangte die Domain in den Status „Expired„, wo sie nun von diversen Drop-Catching Anbietern registriert werden konnte. Hierbei war NameJet/SnapNames erfolgreich. Somit konnte DomainAcademy.com in einer NameJet-Auktion zu Kauf angeboten werden. Der Rest der Geschichte ist bekannt (bzw. oben berichtet).
Urspünglich DNTraining.com
Michael Cyger beantwortete mir auch noch auf die Frage, ob er schon über den Erwerb von DomainAcademy.com nachdachte, bevor er den Kurs unter dem Label DNAcademy.com gründete. Hierzu erzählte er mir, dass er ganz ursprünglich den Kurs sogar unter dem Namen DNTraining.com starten wollte. Nun kommt auch noch Ali Zandi (Starfire Holdings) ins Spiel: Nachdem Mike und Ali damals schon länger regelmäßig zusammenarbeiteten und Ali zu diesem Zeitpunkt die Domain DNAcademy.com besaß, beschlossen beide (auch im Zuge ihrer zusammengelegten Entwicklungsprojekte), dass der Name DNAcademy.com für den vorgesehenen Kurs besser passt als DNTraining.com. Allerdings leitet auch DNTraining.com auf DNAcademy.com weiter. Als Mike dann den Teil von Ali Zandis Firma abkaufte, der die Kursidee enthielt, war auch die Domain DNAcademy.com Bestandteil. Der Name DomainAcademy.com stand als Marke seines Kurses für Mike nie zur Debatte. Jedoch begann er schon damals, sich nach und nach Namen mit den Wörtern „Domain Academy“ zu registrieren. So gehören ihm bspw. auch dn.academy und domain.academy. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Erwerb von DomainAcademy.com eigentlich eine logische Konsequenz, die zur Vervollständigung seine „Domain Academy“ Portfolios beiträgt.
Erfolgreich in Domains investieren: DNAcademy.com
Eine solche unrealistische Preisvorstellung und der Ausgang dieser Geschichte sind natürlich beste Werbung für Michael Cygers DNAcademy.com Kurs. Ein großer Teil darin dreht sich nämlich auch um die realistische Bewertung von Domainnamen um genau solche Ausgänge bei Verhandlungen zu vermeiden. Hätte der ehemalige Besitzer von DomainAcademy.com Mikes Kurs besucht, könnte er jetzt um mehrere tausend Euro reicher sein, stattdessen hat er keinen Cent verdient, wohl sogar Verlust gemacht und kann sich nun richtig ärgern.
PS: Während der Recherche und des Schreibens dieses Blogs war frisch gebrühter Kaffee mein Begleiter – getrunken aus der original DNAcademy Tasse ;-) , welche man von Mike bekommt, wenn man den Kurs erfolgreich abschließt und sein erworbenes Wissen unter Beweis stellt, indem man über den ersten erfolgreichen Verkauf in einem seiner Videos berichtet.
Möchte sich nun jemand für Mikes Kurs anmelden, freue ich mich, wenn meinen folgenden DNAcademy-Partnerlink für die Registrierung verwendet: DNAcademy.com – Anmeldung – der Kurs findet auf Englisch statt. Für weitere Fragen stehe ich auch gern zur Verfügung: [email protected]
Weitere Quellen: Namebio, Twitter, DNAcademy.com, Michael Cyger, Privat